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Copyright: BRK-KV München / Foto: Marion Vogel
23.04.2020

Wer leidet besonders unter Katastrophen?

Pflege- und hilfsbedürftige Menschen im Fokus eines Pilotprojekts

Welche Aktualität das Projekt bekommen würde, ahnte Mitte Januar noch keine der Teilnehmer*innen, die sich im Rathaus in Harlaching trafen. Das Thema: Bei Katastrophen müssen pflege- oder hilfsbedürftige Menschen auch versorgt werden, wenn ihre Betreuer oder Pflegekräfte sie nicht mehr erreichen können.

Im Forschungsprojekt KOPHIS („Kontexte von Pflege- und Hilfsbedürftigen stärken“) sollten Unterstützungsnetzwerke aus Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, Pflegeeinrichtungen, Angehörigen und aktiven zivilgesellschaftlichen Akteuren aufgebaut und gestärkt werden. Dazu wurden über drei Jahre die Bedürfnisse der betroffenen bzw. betreuenden Personen ermittelt und Unterstützungskonzepte sowie Informationsmaterialien erarbeitet.

Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes, an dem sich das Deutsche Rote Kreuz auf Bundesebene als Verbundpartner beteiligt hat, versucht das Münchner Rote Kreuz derzeit ganz konkret und beispielhaft in einer Gemeinde des Landkreises München umzusetzen. „Ich freue mich sehr, dass wir in der Gemeinde Oberhaching mit Bürgermeister Stefan Schelle einen sehr engagierten Partner gewinnen konnten“, sagt Sabine Wagmüller, Co-Beauftragte für Wohlfahrts- und Sozialarbeit und stellvertretende Vorsitzende des Münchner Roten Kreuzes. „Dass er selbst auch Rotkreuzler und Vorstandskollege ist, hat dabei sicher nicht geschadet.“

Rund 25 Vertreter*innen der unterschiedlichsten gesellschaftlichen Akteure: von der Apothekerin über die Nachbarschaftshilfe, Mitarbeiter eines Altenheims, eines ambulanten Pflegedienstes, der Alzheimer-Gesellschaft, Vertreter von Gemeindeverwaltung, Gemeinderat und Bauhof bis hin zur Freiwilligen Feuerwehr und zum Münchner Roten Kreuz trafen sich im Rathaus in Harlaching.

Bürgermeister Stefan Schelle schilderte das fiktive Szenario, Oberhaching versinke in großen Mengen Schnee, die zusätzlich die Stromversorgung unterbrächen. In Arbeitsgruppen überlegten sich die Teilnehmer, welche Auswirkungen ein solches Ereignis auf Menschen hätte, die selbstbestimmt zu Hause leben, aber im Alltag auf Unterstützung angewiesen sind. Und natürlich ging es auch um Einschränkungen für die Helfer*innen: Funktionieren Alarmierung und Kommunikation? Ist überhaupt hinterlegt, wer besonders hilfsbedürftig ist? Erreichen die Helfer diese Haushalte? Welche Auswirkungen hat das Ereignis auf die öffentliche Infrastruktur? Im Ergebnis gab es konkrete Ideen, die nun in weiteren Arbeitstreffen zur Umsetzung reifen sollen

Die Arbeitsgruppen arbeiteten intensiv und stellten sich im Anschluss ihre Ergebnisse vor. Das Fazit: Es gibt noch großen Informationsbedarf, aber auch schon konkrete Ideen, was in einem solchen Fall zu tun wäre und welche Vorbereitungen zu treffen sind. Ziel ist es nun, die einzelnen Themen in den Arbeitsgruppen weiter auszuarbeiten und parallel weitere Akteure einzubinden, die beim Workshop nicht dabei sein konnten.

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