Repor t konnte dadurch entscheidende Verbesserungen erzielen, somit die Luftfahrt sicherer machen. So manches Kranken- haus deckte mithilfe anonymer Fehlerabfragen beim Ärzte- und Pflegepersonal eklatante Schwachstellen im System auf, denen man nun entgegenwirken konnte. Hätten die Betroffenen gleich den Mut gehabt, ihre Fehler mitzuteilen, wären vermutlich zahlreiche Patienten nicht gestorben. Immer mehr Unternehmen erkennen den Nutzen einer bewussten „Fehlerkultur“, verzichten aber auf die Anony- mität und versuchen, den offenen Umgang ihrer Mitarbeitenden mit Versäumnissen, Nachlässigkeiten und Miss- verständnissen zu fördern. Indem man Kritik außen vor lässt und gemeinsam herausfindet, was zu dem Fehlver- halten geführt hat, kann man einen besseren Weg im Prozess implementieren. Auch im privaten Bereich ist eine falsche Reaktion nicht selten eine Chance, Lebenserfahrung zu sammeln. Im Idealfall lernt man nämlich durch den Lapsus seine Schwächen besser kennen. Und was man kennt, kann man einschätzen, um daraufhin entsprechende Situationen zu meiden. Da eine Eigenschaft meistens zwei Seiten hat, macht eine Schwäche oft auch eine Stärke erkennbar: Wer unflexibel ist und zu träge auf geänderte Anforderungen reagiert, ist in der Regel extrem struktu- riert und somit zuverlässig, sorgfältig, pünktlich und gut organisiert. Wer übermäßig emotional handelt und dann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, ist meistens ein sensibler Mensch, der auf die Befindlichkeiten anderer Rücksicht nimmt. Wer immer wieder durch übermäßigen Aktionismus in die Bredouille gerät, indem er andere übergeht, besticht sonst vielleicht durch Tatkraft und schnelle Entscheidungen. Egal, was die Selbstanalyse ergibt: Jemand, der weiß, auf welche Eigenschaften er sich beim eigenen Handeln verlassen kann, in welchen Momenten er dagegen besser zweimal nachdenkt, gewinnt an Statur, an Selbstbewusstsein und Resilienz. Wie schafft man es, positiv mit dem eigenen Versagen umzugehen? Sieben Schritte helfen dabei: Schritt 1: Den Fehler anerkennen Allen Menschen, die etwas wegschaffen, dabei kom- plexe Aufgaben übernehmen und viel kommunizieren, passieren regelmäßig kleine und große Missgeschicke. Einen Termin verschwitzt, eine Anweisung missver- ständlich formuliert, einen Satz gesagt, der auf den Gesprächspartner verletzend wirkte? Nur wenn man akzeptiert, dass etwas schiefgelaufen ist, kann man sich konstruktiv damit auseinandersetzen. Schritt 2: Sich als Urheber bekennen Die Verantwortung für einen Fehler zu übernehmen, beweist, dass man die Fähigkeit zur Selbstkritik und damit das Potenzial hat, die eigene Vorgehensweise zu verbessern. Wer sich als Verantwortlicher benennt, hat die Kontrolle. Diese Menschen kommen im Leben gemeinhin weiter als solche, die eigene Fehler ständig anderen in die Schuhe schieben. Denn meistens werden sie entlarvt, und zurück bleibt der Eindruck einer gehörigen Portion Unsouveränität. Wenn jedoch jemand den Satz beherrscht „Ja, ich habe einen Fehler gemacht, es tut mir leid!“, reagiert das Umfeld erfah- rungsgemäß positiv. Schritt 3: Das Schlimmste verhindern Gibt es noch irgendeine Möglichkeit, die Konsequenzen, die der Fehler nach sich ziehen wird, einzudämmen? Etwa, indem man sofort Gegenmaßnahmen ergreift? Aktiv auf den Fehler hinweist und eine Möglichkeit anbietet, den Schaden wiedergutzumachen? Auf ein fehlerhaftes Verhalten schnell zu reagieren, statt in Schockstarre zu verfallen, birgt die Chance, die Aus- wirkungen möglichst gering zu halten. Schritt 4: Konstruktiv analysieren Statt sich lange zu ärgern, hilft eine konstruktive Heran- gehensweise: Was wäre erforderlich gewesen, um den Fehler zu vermeiden? Hätte man mehr Ruhe, mehr Zeit benötigt? Wäre ein anderes Werkzeug, eine andere Software geeigneter gewesen? Hätten weitere Kompe- tenzen, die man sich aneignen kann, die Ausgangslage verbessert? Hätte man die Situation anders einschätzen müssen? Ist eine Lücke in der Kommunikation sichtbar geworden, die man schließen kann? Schon bewegt man sich in positiven Ansätzen und wird zum Macher, statt sich von grüblerischen Gedanken herunterziehen zu lassen. Schritt 5: Den Fehler in Relation setzen Ist das Missgeschick, verglichen mit dem Gesamtvor- haben oder anderen wichtigen Herausforderungen, wirklich so schlimm, wie man im ersten Moment meint? Im Vergleich mit dem, was gut gelaufen ist, mit weit schlimmeren Fehltritten anderer oder nach einer Nacht Drüberschlafen verliert die vermeintliche Katastrophe oft ihren Schrecken.