1 8 Repor t satzleiter und Führungskräfte sowie deren Führungsassistenten ab, also die Einsatz- leiter Rettungsdienst, die Organisatorischen Leiter, die Leitenden Notärzte, die Örtlichen Einsatzleiter, die Unterstützungsgruppe Sani- tätseinsatzleitung, die Führer der Schnell- einsatzgruppen Behandlung, Transport, Be- treuung, Information und Kommunikation sowie die Mitglieder von Führungsstäben. Sie alle wollen wir seit den Anfängen der Tagung ansprechen – der Einzugsbereich wurde allerdings im Laufe der ersten Jahre vom Raum München auf ganz Bayern und alle dort tätigen Organisationen ausgewei- tet. Nach welchen Kriterien wählen Sie die Referenten aus? In erster Linie ist wichtig, dass die Referen- ten den Teilnehmern etwas mitgeben, was in der Praxis hilfreich ist, also was diese in einem konkreten Einsatz gebrauchen kön- nen. Deswegen finden sich im Programm immer auch Berichte von tatsächlich gelau- fenen Einsätzen aus ganz Deutschland. Seit wann findet begleitend eine Fachausstellung statt? Die Fachausstellung war anfangs, auch aus räumlichen Gründen, noch sehr klein. Seit guten zehn Jahren ist sie fester Bestandteil des Programms, der auch von den Tagungs- teilnehmern gewünscht wird. Darüber hi- naus trägt sie einen nicht unerheblichen Betrag zur Finanzierung der Veranstaltung bei, denn die Aussteller entrichten eine Standgebühr. Und wie finanziert sich der Rest? Über die Teilnehmerbeiträge: für die Fach- tagung 2018 beispielsweise 30 Euro pro Per- son – inklusive Butterbrezn, Mittagessen, Kaffee/Tee, Gebäck/Obst und Getränken, Teilnahmebescheinigungen sowie den zu- sammengefassten Vorträgen als Download. Mittel des Münchner Roten Kreuzes wer- den bei dieser Veranstaltung nicht zuge- steuert. „Menschen mit Bewegungs- einschränkungen oder einem Beatmungsgerät erfordern spezielle Rettungsmaßnahmen“ Dr. Heidi Oschmiansky ist wissenschaftliche Referentin beim Sachgebiet Forschung im Bevölkerungsschutz sowie Mitglied des Teams Gesundheitlicher Bevölkerungsschutz und Rettungsdienst im Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes. Auf der Fach- tagung erläuterte sie das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt KOPHIS („Kontexte von Pflege- und Hilfsbedürftigen stärken“), das vom DRK geleitet und gemein- sam mit Forschungspartnern durchgeführt wurde: Es untersucht Möglichkeiten der Unterstützung für zu Hause versorgte Pflege- und Hilfsbedürftige bei einer Evakuierung im Krisenfall. Frau Dr. Oschmiansky, warum erschien das KOPHIS-Projekt notwendig? Nach Einsätzen zum Beispiel beim Hochwasser 2013 berichteten uns die Ein- satzkräfte, dass die Evakuierungen stationärer Einrichtungen, also von Kran- kenhäusern und Senioreneinrichtungen, relativ problemlos erfolgt seien. Im ambulanten Bereich dagegen gab es Verzögerungen, welche die Einsatz- kräfte vorher nicht einplanen konnten, da niemand den Bedarf erfasst hatte. Weder war bekannt, wie viele Menschen im häuslichen Bereich gepflegt wurden, noch, wo sich diese Menschen aufhielten und in welchem Zustand sie sich befanden. Die Folge war ein deutlich höherer Einsatzaufwand unter Zeitdruck, um die Betroffenen in Sicherheit zu bringen. Hinzu kamen nach- gelagerte Einsätze in einem bereits evakuierten Gebiet, weil hilfsbedürftige Bürger zu spät von der Rettungsmaßnahme erfahren hatten und sich erst im Nachhinein bemerkbar machten. Wir sprechen von „vulnerablen“, also besonders verwundbaren Bevölkerungsgruppen. Inwiefern besonders verwundbar? Pflegebedürftige oder ältere Menschen nehmen eventuell aufgrund von Sinneseinschränkungen Warnsignale nicht mehr wahr. Die Kommunikation mit demenziell veränderten Menschen ist oft stark beeinträchtigt. Wer bewe- gungseingeschränkt ist, kann sich unter Umständen nicht selbstständig in Sicherheit oder zu einer Sammelstelle bewegen. Für Patienten, die von medi- zinischen Geräten abhängig sind – etwa einer Beatmungsmaschine, einem Dialysegerät, einer Ernährungs- oder Insulinpumpe –, stellt ein Stromausfall eine existenzielle Bedrohung dar. Manche sind auch auf eine spezielle Ernäh- rung angewiesen, auf Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme, beim Trin- ken oder bei der Medikamenteneinnahme oder auf Pflegedienstleistungen, die zeitabhängig erbracht werden müssen. Kommt es zu einem Krisenszenario, womöglich einer Evakuierung, unterliegen diese Menschen einem erhöhten Gesundheitsrisiko. Manchmal werden auch ihre Bedürfnisse in Notunter- künften nicht erkannt. All dies sind Aspekte, die wir ins Bewusstsein der Betroffenen, ihrer Bezugspersonen und der Katastrophenschutz-Helfer rufen müssen, um Gegenmaßnahmen vorzubereiten. Denn Statistiken belegen, dass der Anteil älterer Menschen an den Toten zum Beispiel beim Hurrikan Katrina im Südosten der USA 2005 oder bei der Fukushima-Katastrophe