MiB_Februar_2016

an könnte die Wände hochgehen: Halb acht am Morgen, wie immer drängt die Zeit, nur noch das Kind anziehen, dann zur Kita und anschließend in die Arbeit – und plötzlich mutiert der heißgeliebte Schnuckel, für den man sein Leben zu geben geschworen hat, zum flammenwerfenden Teufelchen: Die dicke Jacke anziehen? „Nein, ich will im Pulli gehen!“ Die Schneestiefel? „Nein, Fußball- schuhe!“ Und überhaupt: „Ich will nicht in den Kindergarten, ich will jetzt weiter Lego spielen!“ Was die einen Eltern beim morgendlichen Anziehen erleben, bringt die anderen an der Supermarktkasse aus dem Konzept, wenn sich ihr kleiner Wüterich plötz- lich rücklings auf den Boden wirft und mit hochrotem Kopf nach einem bestimm- ten Lutscher brüllt. Oder die Mutter will ihre Tochter aus dem Autositz heben und bekommt unter unwilligem Geschrei das Kuscheltier an den Kopf geworfen: „Nein, nicht du! Der Papa soll das machen!“ Ob die Eltern nun irritiert sind, weil sie dieses Verhalten so gar nicht kennen, oder schon vorher angespannt waren, hatten sie doch mit einem Eklat gerechnet, spielt in diesen Momenten keine Rolle: Das Kind spürt die Nervosität, registriert womöglich interessierte Blicke von Um- stehenden und dreht vollends auf. Man möchte die Situation freundlich-be- stimmt lösen, erzieherisch agieren, Grenzen setzen – merkt aber, wie einem das Geschehen entgleitet und das Kind die Regie übernimmt. Soll man nun nachge- ben, damit Ruhe herrscht, oder ungewohnt autoritär durchgreifen, um vor dem neugierig-schadenfrohen Publikum nicht als pädagogisch unfähig dazustehen? 08 Report M Ein Kleinkind in der Trotzphase ist oft die erste Nagelprobe für seine Eltern. Wie ist diese oft willkürlich erscheinende Verweigerung zu interpretieren? Und wie geht man mit der Situation am besten um? Das erklären die Pädagogen der Kindertagesstätten vom Münchner Roten Kreuz im ersten Teil unseres neuen, vierteiligen Erziehungsratgebers. „Ich will aber nicht!“

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