it jemandem wie Florian Simbeck wird man ver- mutlich noch herumalbern können, wenn er das Greisenalter erreicht hat. Diesen Eindruck macht der 42-Jährige zumindest, als er, der noch nie Bass gespielt hat, zum Instrument greift, voller Power in die Saiten haut und mit altbekanntem „Stefan“-Gesichtsausdruck wilde Luftsprünge vollführt. Jura hat er studiert, saß dann aber als die eine Hälfte des Erfolgsduos Erkan und Stefan ab Mitte der 90er-Jahre auf der Couch von „Wet- ten dass“, bekam Rollen in den „Rosenheim Cops“ oder spielte unter der Regie von Bully Herbig in Kinofilmen. Heute lebt Simbeck beide Leben, Seriosität und Show: Nach der beruflichen Trennung von Erkan legte er Käppi und Handtuch ab, sitzt im ordentlichen Anzug auf SPD- Parteitagen und kümmert sich um die sozialen Belange potenzieller Wähler im Landkreis Pfaffenhofen. Sein Geld verdient er weiterhin als Komiker auf Deutschlands Bühnen. Bei seinem heutigen Besuch im Jugendtreff des Münchner Roten Kreuzes sind beide Expertisen gefragt: die des Sozialpolitikers und Entertainer-Qualitäten. Im Bandprobenraum ist der Fototermin angesetzt, und alle anwesenden Jugendlichen kennen ihren Gast. Auf You- Tube sehen sie sich heute noch die alten Kinofilme und TV-Auftritte an. Kichernd drängeln sich die Mädchen an der Tür, sie wollen ein gemeinsames Handyfoto mit „Ste- fan“ schießen. M 27 Coole Riffs klingen anders: Hao guckt sich an, was Gitarrenlaie Florian Simbeck auf seinem Instrument simuliert. Immer für einen spektakulären Auftritt gut: Florian Simbeck mit Hao, Serhat (l.) und Gökhan (r.). Florian Simbeck besichtigt den Probenkel- ler: Mithilfe von Spendengeldern konnte das Rote Kreuz die hochprofessionelle Ausstattung anschaffen. Der Sozialpädagoge Florian Wit- schas beherrscht die meisten Instrumente und führt die Jugendlichen geduldig in ihre Bedie- nung ein. Unter den Fortgeschrittenen hat sich heute schnell ein Probenteam gebildet, das mit Florian Simbeck am Bass wilden Rock simuliert. Und der sorgt mit seinem vermeintlichen Solo für allgemeine Erheiterung. Erst vor Kurzem ist der Jugendtreff vom Zenettiplatz in die Thalkirchner Straße umge- zogen – das rege frequentierte Programm benö- tigte mehr Platz. Vor über dreißig Jahren im Schlachthofviertel angesiedelt, weil dieses als sozialer Brennpunkt galt, sammelt der Treff heute eine andere Klientel: Kriminell ist nie- mand mehr. Und der Treff möchte mit sinnvol- ler Freizeitbeschäftigung und Kontaktangebo- ten dafür sorgen, dass dies auch so bleibt. Die Stimmung ist entspannt, die Jugendlichen kommen gezielt hierhin, um ihre Freunde zu sehen, gemeinsam für die Schule zu lernen, am Computer zu arbeiten oder sich kreativ zu be- schäftigen – zum Beispiel beim Musikmachen. Florian Simbeck erkundigt sich, wie die Jugend- lichen von den Angeboten erfahren. „Wir machen klassische Streetwork“, erklärt Sozial- pädagoge Karl-Heinz Bötzel. „Unsere Leute sind an zwei Hauptschulen im Viertel präsent,