29 München wohne, möchte ich bei der hiesigen Politik mit- entscheiden.“ Simbeck gibt ihm recht: „Für binationale Heranwachsende ist es schwierig, sich gegen ihre Wur- zeln zu entscheiden, nur um wählen zu dürfen. Das Wahlrecht sollte vom Wohnsitz abhängig sein.“ Neben politischer Bildung bieten die Betreuer auch Unterstützung bei den Hausaufgaben, bei der Entschei- dung für einen passenden Beruf und bei den Bewer- bungsunterlagen. „Da erreichen wir oft eine Riesenver- besserung“, berichtet Karl-Heinz Bötzel, „das erhöht die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden.“ Edel sieht der EDV-Raum aus, mit dunkelblau gestrichenen Wän- den und schneeweißen Ledersofas. „Wir haben die neuen Räume bewusst hochwertig gestaltet“, sagt Böt- zel. „Denn wenn die Jugendlichen etwas schön finden, hält es auch länger.“ Wer nur herumhängen, einen Film ansehen und da- bei Freunde treffen möchte, ist ebenfalls willkommen. „Eigentlich ist es das Wesen der Sozialarbeit“, erklärt Flo- rian Witschas, „dass die Jugendlichen nichts leisten müs- sen. Keiner redet ihnen hier rein, auch die Eltern nerven nicht. Viele Jugendliche erfahren zu Hause wenig Anre- gungen. Im Treff bekommen sie Anknüpfungspunkte für die Freizeitbeschäftigung. Und wir merken in den Ge- sprächen ganz nebenbei, ob jemanden der Schuh drückt und was in der Familie vorgeht.“ Florian Simbeck fügt an: „Ihr schließt eine Lücke in der Betreuungssituation. Wo können die Jugendlichen nach der Schule hin, wenn die Eltern noch arbeiten? Ihr bietet ihnen ein Dach über dem Kopf, und sie finden Kumpels.“ „Gewalt und Mob- bing gibt es bei uns nicht“, ergänzt Witschas. „Ich bin gern im Treff!“, bestätigt Hao Kang. „Hier bin ich immer willkommen, kann Musik machen und verstehe mich mit den Leuten.“ Der 13-jährige Serhat Kartale, der heute zum ersten Mal dabei ist, fühlte sich auch sofort wohl: „Nächstes Mal gehe ich an den Kicker!“ Und Stammgast Gökhan hat beim BRK so et- was wie eine Zweitfamilie gefunden: „Die meisten anderen kenne ich von klein auf – die sind mir richtig ans Herz gewachsen!“ Der Treff bietet alles, was Jugendliche spannend finden: eigene Filme schneiden, eine Tanzchoreografie lernen, Kumpels oder Freundinnen treffen. Ausführlich erkundigt sich Florian Simbeck nach dem Konzept des Jugendtreffs. Florian Witschas und Karl-Heinz Bötzel (l.), erläutern ihre Ziele sowie die Kontaktaufnahme zu den Jugendlichen über das breite Aktivitätenprogramm.