13 des Außenseiters haben in der Regel gar nichts falsch gemacht. Und doch erklärt die Gruppe das Kind zur Zielscheibe. Empfehlung: Hier gilt es, die Hetze der anderen von vornherein konse- quent zu unterbinden. Die sofortige Gegenrede macht den Tätern klar, dass sie sich falsch verhalten. Um Verständnis für die Situation des Außenseiters oder der Außenseiterin zu wecken und auch gute Eigen- schaften aufzuzeigen, kann man die beiden Parteien zusammenführen und ihnen gemeinsame Aufgaben übertragen (zum Beispiel Gruppen- dienste, „Schlichter“-Aufgaben, Projektpatenschaften). * Der Held Dieses Kind ist häufig mit Eltern aufgewachsen, die es ständig loben. Ent- sprechend ausgeprägt ist sein Selbstbewusstsein, unter dem Motto „Ich bin es wert, dass mich die ganze Welt lieb hat“. Oft beherrscht der Held irgendetwas besonders gut, zum Beispiel eine Sportart, was ihm zusätz- liche Bewunderung einbringt. Der Held ist sehr beliebt, muss aber nicht zwangsläufig zum Anführer werden. Die beiden hängen jedoch oft zusam- men. Im Unterschied zum Anführer hat der Held nicht unbedingt immer eine Meinung. Er ist eher unbedarft, nimmt alles, wie es kommt, und würde innerhalb einer Gruppe auch nie einen Außenseiter ausmachen. Empfehlung: Der Held gibt einer Gruppe Orientierung; andere eifern ihm nach. Insofern stabilisiert man die Gemeinschaft, indem man das Selbst- bewusstsein der anderen stärkt – sodass sie sich ab und zu ebenfalls als Helden fühlen dürfen. * Der Neinsager Er oder sie ist immer dagegen und nur selten dafür. Die Ursache kann in einem inkonsequenten Erziehungsverhalten der Eltern liegen. Kinder ver- suchen stets, die Aufmerksamkeit ihrer Bezugspersonen zu bekommen, notfalls durch ständige Widerrede, falls sich das als bester Weg erweist. Geben die Eltern also etwas vor („Zieh bitte die guten Schuhe an“), was das Kind ablehnt, und schwenken daraufhin um („Na gut, dann eben doch die Sportschuhe“), wird das Kind in Opposition gehen, obwohl es seinen ursprünglichen Willen durchgesetzt hat („Nein, die Sportschuhe auch nicht“) – allein um der Diskussion willen. Entsprechend sperrig verhält es sich gegenüber seinen Betreuern und anderen Kindern. Contra zu ge- ben ist es schließlich gewohnt. Empfehlung: Diesem Kind nimmt man am ehesten den Wind aus den Se- geln, indem man es „anti“ sein lässt – mit allen Konsequenzen („Gut, wenn du nicht mitspielen willst, dann geh doch bitte zur Seite und lass die ande- ren anfangen“). So achtet man gleichzeitig darauf, dass das destruktive Ver- halten nicht die Gruppe trifft. Das „Ausbo- cken“ des separierten Kindes sollte man nun gelassen aushalten. Hat sich die Stimmung wieder normalisiert, kann man das Kind in seinen positiven Eigenschaften bestärken und diese auch den anderen vor Augen führen. Jede Gruppe, jedes System hält verschiedene Rollen bereit. Abhängig von den Persönlich- keitsmerkmalen der Kinder, den Gruppen- strukturen und dem Konzept der Einrichtung sind die Rollen flexibel oder dauerhaft be- setzt. Verlässt ein Kind eine Gruppe, ist oft das Phänomen zu beobachten, dass ein ande- res Kind seine Rolle einnimmt. Rollenzu- schreibungen finden gesellschaftlich statt und können bewusst gesteuert werden. Wie Eltern oder Erzieher mit den Rollenzuschrei- bungen der Kinder umgehen, ist ein wichti- ger Aspekt für eine gesunde oder hemmende Entwicklung. Es liegt in der Verantwortung der Betreuer, durch genaue Beobachtung und sanftes Lenken, Einfühlungsvermögen und Unterstützung den Kindern zuzugestehen, unterschiedliche Rollen in ihrem Lebensum- feld (Familie, Kita, Sportverein, Freunde) ein- nehmen zu können und sich darin zu entwi- ckeln. Die Betreuer haben aber auch die Aufgabe, ein Gleichgewicht in der Gruppe herzustellen, um Ausgrenzung zu vermeiden und eine gerechte Behandlung der Kinder zu erzielen – sodass sich alle wohl und ange- nommen fühlen und die gleiche Wertschät- zung von Kindern und Pädagogen erhalten. Dezember-Ausgabe (letzter Teil unserer Serie): Lernen ohne Druck Wie man als Familie den alltäglichen Schulstress umschifft Und so geht es weiter: In jeder Kindergruppe nehmen die Mitglieder unterschiedliche Rollen ein. Diese Rollenzuweisungen können Eltern und Erzieher bewusst steuern. Dazu sind eine genaue Beobachtung und Einfühlungsvermögen notwendig.