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MiB_Herbst-2016

che externe Kräfte kamen hinzu. Wir dokumentierten auf einer Lagekarte, wer wo auf einen möglichen Einsatz wartete oder sich zu einem bestimmten Stützpunkt be- wegt hatte. Parallel überlegten wir, wen wir zusätzlich mobilisieren konnten, falls weitere Hilfskräfte erforder- lich geworden wären. So hatten wir stets den Überblick über die Anzahl der Helfer, die in den verschiedenen Münchner Stadtteilen einsatzbereit waren. Das heißt, die meisten Kräfte blieben erst einmal an ihren Sammelplätzen? Volker Ruland: Genau. Die Verletzten am Olympia-Ein- kaufszentrum wurden ja bereits vom Rettungsdienst versorgt. Solange wir nicht einschätzen konnten, ob und wo es weitere Verletzte gab, wollten wir Chaos vermei- den – und vor dem Hintergrund der unbekannten Täter- zahl auch unsere Helfer nicht in Gefahr bringen. Schließ- lich war über Stunden unklar, ob weitere Schützen im Stadtgebiet unterwegs waren. Hätte der Einsatz länger gedauert, wäre es Aufgabe des Einsatzstabes gewesen, die Ablösung der verschiedenen Teams zu organisieren und auch dafür Leute einzuteilen. Jürgen Terstappen: Um ein Uhr nachts informierte uns die Polizei darüber, dass es sich um einen Einzeltäter ge- handelt hatte. Solange dies noch nicht bestätigt war: Befanden sich die Einsatzkräfte der Rettungsdienste vor Ort nicht potenziell selbst in Gefahr? Während sie die Verletzten versorgten, hätte doch ein weiterer Täter aus einem Versteck heraus auf sie schießen können. Jürgen Terstappen: Die Polizei schützte unsere Leute. Bewaffnete schirmten die Rettungsarbeiten ab und be- obachteten die Umgebung. Das vorrangige Ziel für uns als Führungskräfte ist es bei solchen Einsätzen, dass alle eingesetzten Helfer wieder gesund nach Hause zurück- kehren. 22 Report Wie bereitet sich das Münchner Rote Kreuz auf einen Großeinsatz vor? Volker Ruland: Unsere Einheiten veranstalten turnus- mäßig kleinere Übungen. Daneben finden Großübungen im Verbund mit Polizei, Feuerwehr, dem Katastrophen- schutz und weiteren Hilfsorganisationen statt. So konn- ten wir beispielsweise vor Eröffnung des Richard-Strauss- Tunnels und des Luise-Kiesselbach-Tunnels die Areale für unsere Trainings nutzen. Vieles muss jedoch nicht geübt werden, da greifen wir auf exakt festgelegte Struk- turen zurück: beispielsweise bei der Alarmierung oder der Bevorratung der Ausrüstung. Und dadurch, dass etwa unsere Schnelleinsatzgruppen öfter durch die Münchner Rettungsleitstelle alarmiert werden, sind wir regelmäßig im Einsatz und wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Rou- tine und Praxis im Ausrücken sind in einer Großstadt wie München ausreichend vorhanden. Während der Einsätze beim G7, beim Hochwasser in Niederbayern oder der Bewältigung der Flüchtlingsströme im vergangenen Jahr erlebten wir zudem, wie Einheiten erfolgreich zu großen Formationen zusammengezogen werden können. Ein- sätze mit terroristischem Hintergrund oder Amokläufe großen Ausmaßes erfordern zusätzliche Maßnahmen. Über derartige Schadensfälle haben wir uns umfassend beispielsweise in Israel oder Frankreich informiert und unsere Arbeit darauf abgestimmt. Handlungsempfeh- lungen für größere Terrorlagen kommen auch vom baye- rischen Innenministerium. So sollen Einsatzkräfte aus Angst vor einem zweiten Attentat nicht an einem Ort gebündelt werden; und alle Beteiligten dürfen nur ein- geschränkt kommunizieren, wo unsere Fahrzeuge stehen usw. Jürgen Terstappen: Die Erkenntnisse aufgrund der jüngsten Großeinsätze beginnen mit strukturellen Maß- nahmen. Wie kann beispielsweise die Alarmierung der Hilfskräfte noch schneller erfolgen? Die Zeitspanne, in der die Helfer einsatzklar sind, hat sich in den vergan- genen Jahren aufgrund ständiger Optimierungsbemü- hungen bereits deutlich verkürzt. Wie kann die Kommu- nikation während des Geschehens noch reibungsloser ablaufen? Wie sorgen wir im Falle eines Stromausfalls mithilfe einer Notstromversorgung dafür, dass alle Füh- rungskräfte über eine funktionierende EDV verfügen, um handlungsfähig zu bleiben?

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