MiB_Herbst-2016

26 Report s ist so schlicht – und doch perfekt: Speziell für die Wiesn entstand das „gelbe Wagerl“ – von Scherzbolden auch „Banane“ genannt. Das Wagerl gehört zur Wiesn wie der Eichstrich zum Maßkrug. Über die Jahrzehnte hat es sich seine Da- seinsberechtigung redlich erarbeitet. Robust und unermüdlich bahnt es sich den Weg durch die zähen Menschenmassen, seine massiven Rädchen wirbeln übers Pflaster und lassen sich auch von der einen oder anderen Scherbe nicht von ihrem Ziel abbrin- gen. Nicht mehr ganz neu wirken die meisten der gelben Folienaufsätze: Zwar werden sie von einem Helferteam vor der Wiesn sorgfältig grundgereinigt und während des Betriebes nach jedem Einsatz des- infiziert, doch so manche Spur der Tausenden von Fahrten, welche die Wagerl bereits hinter sich brachten, hat sich für immer eingegraben. Dennoch leuchten die Hauben gelb aus der Menge heraus. Und wer nicht selbst auf den fahrbaren Untersatz aufmerksam wird, der schaut bald, woher das Joh- len und der aufbrandende Applaus rühren – beglei- tet von Bemerkungen wie „Hat’s mal wieder einen erwischt?“ oder „Schon wieder eine Bierleiche!“. Das Wagerl des Tragen-Teams 10 steht heute besonders im Mittelpunkt: Oberbürgermeister Die- ter Reiter schaut in der Wiesn-Sanitätsstation des Münchner Roten Kreuzes vorbei, um sich über die Arbeit der mobilen Teams zu informieren. Mindes- tens einmal pro Tag, so berichtet er, führen ihn di- verse Termine mit Schaustellern, der Presse oder Besuchern aus der Politik zur Theresienwiese. Den- noch nimmt er sich viel Zeit, um sich mit den eh- renamtlichen Helfern von Team 10 auszutauschen E und einen Lauf durch die Wirtsbudenstraße mitzu- machen. „Grüß Gott, beieinand!“, ruft er der sich tei- lenden Menge grinsend zu, „eine Fahrt gefällig?“ Nun wird es doppelt turbulent, denn in die Bemer- kungen über das gelbe Wagerl mischen sich die zur Begrüßung des OB: Ein jeder erkennt ihn, will ihm die Hand schütteln oder ihn in der Euphorie eines leichten Rauschs gleich ganz umarmen. Lächelnd schwatzt Dieter Reiter mit seinen Münchnern, er- greift die gereichten Hände und hat für jeden eine Antwort. Neben ihm schiebt Team 10 sein Wagerl. Tragen- führer ist Nicolas Stamou, im Hauptberuf Student der Politikwissenschaften. Er bedient das Funkgerät, dirigiert sein Team durch die Massen zum Notfallort und sorgt zusammen mit der örtlichen Security für einen schnellen Zugang zum Patienten. Nur sehr er- fahrene Helfer werden zum Tragenführer berufen, die dann auch nach der Vor-Ort-Versorgung organi- sieren, dass der Patient entweder eine Liege in der Sanitätsstation erhält oder gleich vom Rettungs- dienst in ein Münchner Krankenhaus transportiert wird. Nach dem Einsatz sind sie für das Verfassen eines Protokolls verantwortlich. Robert Leipnitz, ei- gentlich in der IT zu Hause, ist heute der medizinisch Verantwortliche des Tragen-Teams 10. Ihm arbeiten Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter verantwortet nicht nur den Oktoberfest-Anstich, sondern sieht auch während des laufenden Wiesn-Betriebs nach dem Rechten. So besuchte er im vergangenen Jahr ein Tragen-Team des Münchner Roten Kreuzes. „Ohne das Rote Kreuz könnte man sich die Wiesn gar nicht vorstellen!“

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