28 Report Sinnvoll: den Wetter- bericht auch während der Tour abrufen. kurz unterhalb des Kamms: Blitze, Donner und starker Regen kamen über die Kuppe, wir waren dem Inferno schutzlos ausgeliefert, so exponiert auf dem Grat.“ Der Boden wurde rutschig, und in- mitten der starken Fallwinde hatten die Wanderer Mühe, das Gleichgewicht zu halten. „Theoretisch kann man sich auf so etwas vorbereiten“, meint Chris- toph Krämer, „aber wenn es kommt, ist alles ganz anders.“ In der Situation damals wäre es auch für einen Hubschrauber ge- fährlich geworden, hätte eine Verletzung einen Rettungsflug erfordert. Nur mit viel Erfahrung gelingt es bei einer solch dra- matischen Witterung, die richtigen Trittstellen auszumachen und sich wieder auf sicheres Gelände zu bewegen. Sven Plöger ist seit fast dreißig Jahren Besitzer eines Segel- flugscheins, vor sechzehn Jahren begann er mit dem Gleit- schirmfliegen. Auch er kennt diese Situation: trotz bester Vor- bereitung unvermutet einem nicht kalkulierbaren Wetter ausgeliefert zu sein. „Dann muss man Souveränität beweisen und sein Vorhaben abbrechen.“ Er erinnert sich an einen Tag mit dem Gleitschirm, als er – bereits auf der Bergkuppe ste- hend und zum Start bereit – seine Ausrüstung wieder ein- packte, weil ihm das Wetter zu riskant erschien. Dass andere aus dem Pulk unbeirrt starteten, konnte ihn nicht umstimmen. „Nachdem ich einmal in Österreich am Schirm hängend nur knapp einem Gewitter entkommen bin, werde ich bei Wetter- phänomenen dieser Art noch aufmerksamer.“ Der Himmel Heinz Neiber empfiehlt: „Gute Informationen be- kommt man von den Hüttenwirten oder den örtli- chen Bergführer-Büros, die Erfahrung mit der Wetterdeutung haben und sich im Zielgebiet be- finden.“ „Die Zuverlässigkeit der Wettervorhersagen ist ab- hängig von der Gesamtwettersituation“, erklärt Sven Plö- ger. „Ein stabiles Hoch kann zwei Wochen halten. Eine wech- selhafte Witterung mit einem nur kleinen Zwischenhoch gestaltet sich in den Bergen schnell kritisch. Welchen Berg es wie trifft, gibt eine Vorschau nie an, das ist zu kleinräumig.“ Er ist der Ansicht, dass der Wetterbericht für den kommenden Tag eine gute Tendenz darstellt. Aber: „Abweichungen sind im- mer möglich – daher ist es tatsächlich sinnvoll, auch während der Wanderung wettermäßig auf dem Laufenden zu bleiben.“ Er empfiehlt den Blick auf Berggipfel-Webcams der näheren Umgebung oder Wetter-Apps, die das aktuelle Geschehen mit- hilfe von Radarbildern abbilden. Von Vorhersage-Apps hält er wenig: „Die resultieren aus den automatischen Outputs ver- schiedener Wettermodelle – da guckt kein Meteorologe drauf.“ Christoph Krämer erzählt, wie er im vergangenen Sommer in ein sehr starkes lokales Unwetter geraten ist: „Über uns war ein Riesengewitter, drumherum schien die Sonne – das ist manchmal eine Sache von wenigen Kilometern Entfernung.“ Während einer anderen Tour geriet selbst er als erfahrener Bergfex in Bedrängnis: „Es war eigentlich ein harmloser Auf- stieg in den Tegernseer Bergen. Wir waren früh losgegangen, denn für den Nachmittag war ein Gewitter angekündigt. Doch das zog schneller als erwartet über den Berg und erwischte uns Sven Plöger führte das Gespräch bis kurz vor der Live-Übertragung fort: Er empfiehlt Bergsportlern den Blick auf Webcams der umliegenden Berggipfel oder Wetter-Apps, die auf Radarbildern basieren. Denn im Gebirge können Unwetter lokal sehr unter- schiedlich auftreten.