Paul Polyfka spannt den Bogen von der Gründung des Kreisverbandes vor 140 Jahren bis heute. 3 FRAGEN 04 Aktuell Über 2000 Ärzte und Helfer des Münchner Roten Kreuzes waren während der diesjährigen Wiesn im Einsatz. Wiesn-Bilanz: Drei Wiederbelebungen Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter informierte sich während eines Besuchs auf der Sanitätsstation über die Arbeit der Helfer: „Eine starke Leistung!“, lobte er das ehrenamtliche Engagement der zahlreichen Aktiven. Herr Polyfka, was waren die Anfänge des Roten Kreuzes in München? 26 Männer gründeten am 10. März 1875 die „Freiwillige Sanitätskolonne München“. Damit waren sie weltweit eine der ersten lokalen Bewegungen, die seit Henry Dunants Gründung der Organisation entstanden. Hat sich die Arbeit der Helfer seit seinen Eindrücken nach der Schlacht von Solferino verändert? Gar nicht so sehr, wie man meinen sollte: Gerade jetzt, im Rahmen der Flüchtlingshilfe, kümmern wir uns intensiv um ein Massenaufkommen von Menschen, die in einer akuten Notlage sind und für deren Versorgung hauptamtliche Strukturen bei Weitem nicht ausreichen. Unabhängig von den politischen Entwicklungen helfen wir, wo wir gebraucht werden. So wie das Rote Kreuz durch Henry Dunant als Bürgerbewegung entstanden ist, erleben wir auch heute, im Angesicht der vielen Zufluchtsuchenden, eine sehr starke Motivation unserer Ehren- amtlichen, diesen Menschen zu helfen. Daneben hat das Schicksal der Flüchtlinge bei vielen weiteren Münchnern das Bedürfnis geweckt, unbezahlt mit anzupacken. Die Tatkraft und Empathie dieser Menschen könnten auch dem Roten Kreuz zugute kommen. Mit unserer jüngsten Gemeinschaft „Wohlfahrt und Soziales“ wollen wir Interessier- ten, die sich eine zeitlich begrenzte Projektarbeit wünschen, ein ehren- amtliches „Zuhause“ bieten – ohne dass sie Mitglied werden müssen. Eine Bürgerbewegung Mit der 182. Wiesn endete der größte und arbeitsintensivste Rotkreuz-Einsatz des Jahres. Pa- rallel zu den Besucherzahlen ging auch die Anzahl der Patienten zurück: 3300 Besucher (Vorjahr: 3600) benötigten die Versorgung durch einen Arzt. 2075-mal (2119-mal) rückten die Sanitäter mit ihren gelben Fahrtragen aus. 608 (644) kleinere Wunden, über- wiegend Schnittverletzungen, mussten genäht werden. Und 628 (680) Patienten nahmen die Überwachung im Ausnüchte- rungsbereich in Anspruch. Für drei Menschen hätte der Wiesnbesuch beinahe tödlich ge- endet: Eine 74-jährige Besucherin erlitt im Käfer-Biergarten einen Kreislauf- und Atemstillstand; das rechtzeitig alarmierte Tragen- team des Münchner Roten Kreu- zes konnte sie jedoch wiederbe- leben. Ebensolches Glück hatte ein 80-Jähriger auf der Oidn Wiesn – er war im Festzelt Tra- dition plötzlich bewusstlos zu- sammengebrochen. Ein Kellner begann mit der Reanimation, bis der Rotkreuz-Notarzt eintraf. Eine weitere Lebensrettung er- folgte bei der Fischer-Vroni: Der hauseigene Sanitätsdienst reani- mierte, bis der Patient wieder ansprechbar war und das her- beigeeilte Tragenteam des Roten Kreuzes übernahm.